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PEAK bringt Produkt aufgrund zweifelhafter Studie zurück?!

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Ende Juni dieses Jahres, vor nunmehr zwei Monaten also, tauchte eine Studie auf, in der Berliner Forscher beeindruckende Ergebnisse durch die Verwendung des Pflanzensteroids Beta-Ecdysteron nachweisen konnten. Bereits vor einigen Jahren zeigten russische Forscher anhand von Tierversuchen und fragwürdigen Humanstudien, dass der Stoff durchaus das Potenzial besitzt, als effektiver Förderer von Muskel- und Kraftaufbau herangezogen zu werden. Während die Untersuchung an der FU Berlin hingegen direkt von der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) finanziert wurde, um herauszufinden, ob man den Spinatextrakt in die Liste der verbotenen Substanzen integrieren müsse, beantworteten die Forscher um den Sportwissenschaftler Eduard Isenmann diese Frage mit einem klaren Ja.

Trotz der Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt noch kein Volltext über das Experiment zur Verfügung stand, stürzten sich zahlreiche Medien auf die vorab veröffentlichten Daten und suggerierten dem Verbraucher, Spinat sei ein Dopingmittel. Zwar war man als gebildeter Leser in der Lage, diese Berichte differenziert zu betrachten, doch kann man dieses Maß an kritischer Betrachtungsweise sicherlich nicht von jedem Otto Normalbürger verlangen, weshalb wir von Gannikus uns schon damals den Behauptungen angenommen und versucht haben, auf Grundlage des zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Materials etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Ecdysteron: Sollte Spinat wirklich auf der WADA Dopingliste stehen?

In den vergangenen Tagen sorgte eine Studie der FU Berlin für sehr großes Aufsehen in den Mainstream-Medien. Die Forscher der Universität sollen im Rahmen ihres Experimentes herausgefunden haben, dass ein Extrakt aus Spinat den Muskel- und Kraftzuwachs so stark beschleunige, dass die Substanz in die Liste der verbotenen Substanzen der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) aufgenommen werden müsse. […]

Ein Punkt der uns als Experten im Bereich der Supplemente und leistungssteigernder Mittel mit Einblick in die Fitnessindustrie besonders aufgefallen war ist, dass man hier ein Produkt des bekannten Herstellers PEAK AG verwendet hat. Laut des inzwischen verfügbaren Volltextes bestand allerdings keine Affiliation zu dem Hersteller mit Sitz in Luxemburg, der unter anderem als Sponsor einiger deutscher IFBB Pros auftritt. Im Rahmen der Untersuchung verwendeten die Forscher eine Dosierung von zwei und acht Kapseln in den Interventionsgruppen, was gemäß der Deklarierung des damaligen Produktes einem Gehalt von 200 und 800 Milligramm Beta-Ecdysone aus Spinatextrakt entsprechen sollte.

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Es ist jedoch recht ungewöhnlich, dass Wissenschaftler ein handelsübliches Produkt verwenden. Stattdessen wird in Studien, die nicht von dem betreffenden Hersteller gesponsert werden, in der Regel auf genau kontrollierte Extrakte eines penibel ausgewählten Rohstoffhändlers oder gar Pharmaunternehmens zurückgegriffen, bei dem man sich sicher sein kann, dass die zu untersuchende Menge und Qualität des Stoffes enthalten ist. Da man das in diesem Fall aber nicht getan hat, analysierte man zur Sicherheit die Inhaltsstoffe des verwendeten Peak Ecdysones. Dabei kam heraus, dass die Kapseln lediglich einen Gehalt von sechs statt 100 Milligramm des Pflanzensteroids enthielten.

Dementsprechend lag die Dosierung tatsächlich lediglich bei zwölf und 48 Milligramm pro Tag. Trotz dieses Umstandes hat das Forschungsteam anhand ihrer 46 Probanden in vier verschiedenen Gruppen zumindest laut des Papers beeindruckende Ergebnisse festgestellt, obwohl die Teilnehmer angehalten wurden, ihre Ernährung während des zehnwöchigen Studienzeitraumes nicht zu verändern. Beispielsweise bauten die Probanden, die zusätzlich zum Krafttraining das Supplement nahmen, im Schnitt um die 1,5 bis zwei Kilogramm Muskelmasse auf, wohingegen die Placebogruppe keine signifikante Zunahme an funktionaler Körpermasse erreichte.

Am Ende des zehnwöchigen Untersuchungszeitraumes konnten die Forscher eine beeindruckende Zunahme an Muskelmasse feststellen. | PL = Placebogruppe (0 mg/d Beta-Ecdysteron + Krafttraining), Ec1 = Interventionsgruppe 1 (200 mg/d Beta-Ecdysteron + Krafttraining), Ec2 = Interventionsgruppe 2 (800 mg/d Beta-Ecdysteron + Krafttraining), CO = Kontrollgruppe (200 mg/d Beta-Ecdysteron kein Krafttraining).

Aufgrund dieser Feststellung sollte es wenig überraschend erscheinen, dass die Probanden der Interventionsgruppen zusätzlich mehr Kraft in der Kniebeuge und beim Bankdrücken aufbauten. Um festzustellen, ob das Produkt eventuell mit anderen Dopingsubstanzen verunreinigt war, die für diese beeindruckenden Ergebnisse verantwortlich sein könnten, führte man auch diesbezüglich eine Analyse durch, die jedoch negativ ausfiel. Außerdem konnten keine Beeinträchtigung anderer gesundheitlicher Parameter wie Leber- und Nierenwerte festgestellt werden.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie hatte der Hersteller mit dem schwarz-goldenen Label das angesprochene Produkt, wahrscheinlich aufgrund zu geringer Nachfrage, allerdings bereits vom Markt genommen. Jetzt, da die Studie der FU Berlin diese beeindruckenden Ergebnisse zeigte, woraufhin man sogar empfiehlt, Beta-Ecdysteron in die Dopingliste aufzunehmen, entschied sich die Firma PEAK wieder ein entsprechendes Produkt auf den Markt zu bringen. Unter dem Namen "Ecdysteron" enthalten die Kapseln des neuen Produktes laut des Etikettes jedoch nur noch 25 statt 100 Milligramm Beta-Ecdysteron pro Stück, wobei die empfohlene Dosierung bei vier Kapseln liegt, um die Menge des vorherigen Produktes pro Portion zu erreichen.

Die alte Formel des Peak Ecdysone (oben) enthielt laut Etikett 100 Milligramm Beta-Ecdysteron pro Kapsel. Das neue Peak Edysteron  (unten) liefert dagegen nur ein Viertel dieser Menge pro Kapsel.

Allem Anschein nach gestand man sich aufgrund der Analyse aus der Studie also ein, dass der zuvor verwendete Extrakt nicht die Spezifikationen erreicht, die man zuvor auf dem Label angegeben hatte. Während zuvor lediglich 280 Milligramm Spinat-Extrakt nötig gewesen sein sollen, um auf die geforderte Menge Beta-Ecdysteron zu kommen, sind Stand heute ganze 2000 Milligramm des Pulvers nötig. Auch die Menge pro Portion verringerte man von 200 auf 100 Milligramm des reinen Pflanzensteroids, was laut Analyse und der Annahme, dass die deklarierten Mengen jetzt der Wahrheit entsprechen, immer noch doppelt so viel ist wie die Dosierung, die in der Studie zum Aufbau von zwei Kilogramm reiner Muskelmasse innerhalb von zehn Wochen geführt habe. Wohlgemerkt bei Probanden, die bereits seit mindestens einem Jahr mit freien Gewichten trainierten.

Während wir an dieser Stelle weder dem Forscherteam noch der FU Berlin gegenüber eine Unterstellung anbringen wollen, die wir nicht klar belegen können, scheint es wegen der Tatsache, dass die Studie von der WADA finanziert wurde so, als habe man versucht, absichtlich derart drastische Ergebnisse zu zeigen, um den Pflanzenextrakt vorsätzlich auf die Liste der verbotenen Substanzen setzen zu können. Demnach würden die Forscher bei der Untersuchungsplanung eine Dosierung von 200 und 800 Milligramm angepeilt haben, die den bisherigen russischen Untersuchungen ähnlich ist. Die Tatsache, dass man im Rahmen einer Analyse jedoch nur einen Bruchteil des Pflanzensteroids gefunden hat, lässt den berechtigten Zweifel zu, dass die Ergebnisse absichtlich verfälscht wurden. Hierbei handelt es sich jedoch ausdrücklich nur um reine Spekulationen! Immerhin argumentieren die Wissenschaftler, dass das enthaltene Leucin aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu den positiven Ergebnissen beigetragen hat, da die Menge zu gering erscheint, um die Wirkung zu rechtfertigen.

Dagegen scheint es berechtigt zu behaupten, dass der Hersteller PEAK in der Vergangenheit beim Produkt Ecdysone zumindest der vorliegenden Untersuchung zufolge nachweislich einen Extrakt verwendet hat, der den deklarierten Spezifikationen nicht entsprach. Die Frage, ob das auf Grundlage der Studie neu veröffentlichte Produkt mittlerweile seinen Anforderungen gerecht wird, können wir an dieser Stelle nicht abschließend und sicher beantworten. Allerdings hat man insofern reagiert, dass man nun eine geringere und damit womöglich realistischere Standardisierung des Spinat-Extraktes auf dem Etikett angibt. 

Situation wie diese sowie die zunehmende Zahl von unabhängigen Analysen zum Zwecke des Verbraucherschutzes zeigen, dass sich die Hersteller einem wachsenden Druck hin zu internen Qualitätsstandards gegenübersehen. Das Risiko, mit einem falsch deklarierten Produkt der Verbrauchertäuschung überführt zu werden, ist heute so hoch wie noch nie zuvor. Das zeigen auch zahlreiche Analysen anderer Supplemente wie Proteinpulvern und Co. Aus diesem Grund versuchen die Firmen mehr und mehr zu gewährleisten, dass ihre Produkte auch halten, was sie versprechen. An dieser Stelle möchten wir einen Dank an Damian Minichowski, dem Gründer von Aesir-Sports, aussprechen, der uns in unserer Facebook-Gruppe Musclemaniax auf das neue Produkt hingewiesen hat.


Literaturquelle:

Ecdysteroids as non-conventional anabolic agent: performance enhancement by ecdysterone supplementation in humans

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